
Bäckerinnung Waldeck-Frankenberg zieht Bilanz auf Mitgliederversammlung
Zwischen Tradition und Transformation: Innung diskutiert Ausbildung, Digitalisierung und Zukunft des Bäckerhandwerks
Frankenberg. Zur Jahreshauptversammlung der Bäckerinnung Waldeck-Frankenberg begrüßte Obermeister Michael Bienhaus die Mitglieder im Restaurant Milano. Besonders herzlich hieß er Ehrenmeister Karl Heinz Gass sowie Kai Bremmer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg, willkommen.
Ein zentrales Thema war die angespannte Ausbildungssituation im Bäckerhandwerk. Aktuell absolvieren 18 Auszubildende eine Lehre zur Bäckerin oder zum Bäcker bzw. zur Fachverkäuferin oder zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. Während sich diese Zahlen für die Innung Waldeck-Frankenberg vergleichsweise stabil darstellen, verdeutlichte Bienhaus die Problematik in benachbarten Regionen: „Andere Nachbarregionen haben teilweise wesentlich weniger Auszubildende im ersten Lehrjahr – da stehen wir im Vergleich noch gut da“, so der Obermeister.
Die Herausforderungen im ländlichen Raum, unter anderem durch Schulstandort-Schließungen, waren ebenfalls Thema. Bienhaus betonte: „Wir müssen deutlich machen, wie kritisch die Situation für unsere Ausbildungsbetriebe geworden ist.“ Er informierte außerdem über aktuelle Ausbildungsvergütungen sowie die neuen Regelungen zur Minijob-Grenze.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Versammlung war die Brotprüfung. Diese soll am 10. Juli 2025 stattfinden – allerdings mit deutlich rückläufiger Beteiligung. „Früher hatten wir drei Tage lang Brotprüfung, jetzt reicht ein Tag. Es stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand in Zukunft noch lohnt“, sagte Bienhaus. Trotz der Kritikpunkte sprach sich die Versammlung für die Fortführung der Brotprüfung aus – insbesondere wegen der Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Innung kann allerdings keine Probenteilnahme mehr kostenfrei übernehmen. Die Vorstandsmitglieder kündigten an, mit gutem Beispiel voranzugehen und selbst teilzunehmen.
Neben der Brotprüfung informierte Bienhaus über aktuelle Entwicklungen in der Branche: Der Brotumsatz ist zum Vorjahr leicht gesunken, zugleich steigen Material- und Personalkosten weiter an. Zudem müssen Kassensysteme künftig beim Finanzamt registriert und Buchhaltungen doppelt gesichert werden. Auch das Thema Cybersicherheit rückt zunehmend in den Fokus, besonders bei größeren Betrieben.
Mit Blick auf die Preisentwicklung kündigte Bienhaus an, dass der Kaffeerohpreis auf dem Weltmarkt aufgrund schlechter Ernten stark steigen werde. Ebenfalls auf die Branche zukommen wird die Einführung einer Verpackungssteuer – in Gießen bereits Realität.
Im Rückblick auf das vergangene Jahr erwähnte der Obermeister die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen, darunter der Neujahrsempfang des Bauernverbandes. Dieser sprach der Bäckerinnung ein ausdrückliches Lob für ihre Unterstützung bei der Demo in Korbach aus.
Die Künstliche Intelligenz (KI) wird ein Thema auf der nächsten Herbstversammlung sein – auch hier bereitet sich die Innung auf künftige Veränderungen vor.
Einen feierlichen Moment bildete die nachträgliche Übergabe von Ehrenurkunden: Obermeister Michael Bienhaus überreichte die Auszeichnungen für das 40- bzw. 60-jährige Meisterjubiläum an die Mitglieder, die beim Abend des Handwerks verhindert waren. Uwe Metz wurde für 40 Jahre Meistertitel geehrt, Karl Gerhardt erhielt die Urkunde für sein 60-jähriges Meisterjubiläum.
Im Rahmen der Veranstaltung fanden auch die Neuwahlen des Vorstandes statt. Michael Bienhaus wurde von den Mitgliedern einstimmig in seinem Amt als Obermeister bestätigt.
Weitere Informationen erhält man bei der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg unter Telefon: 05631 9535-100.
Foto: Die Mitglieder der Bäckerinnung Waldeck-Frankenberg vor dem Restaurant Milano in Frankenberg. Vorn links im Bild: In Vertretung hat Karsten Metz für Uwe Metz (40-jähriges Meisterjubiläum) die Urkunde entgegengenommen, Obermeister Michael Bienhaus und Jubilar Karl Gerhardt (60-jähriges Meisterjubiläum).