Wechsel an der Führungsspitze der Fleischer-Innung Waldeck-Frankenberg
Schließung des Berufsschulstandortes Korbach für Fleischer, Bäcker und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk
Korbach. Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Fleischer-Innung Waldeck-Frankenberg wurde Jürgen Tent (Korbach) als neuer Obermeister der Fleischer-Innung Waldeck-Frankenberg gewählt.
Ihm stehen als stv. Obermeister Markus Köhler (Ressort Schlachthof und Veterinärwesen) und Manuel Burk (Ressort Ausbildung + Berufsschule) sowie Frank Heiden zur Seite. Der bisherige Obermeister Hans-Georg Schneider trat aus Altergründen für eine Wiederwahl nicht wieder an. Schneider unterstützt weiterhin den Vorstand als Beisitzer (Ressort Hessischer Fleischerverband).
Als weitere Beisitzer im Innungsvorstand wurden Rainer König, Jacqueline Gassner (Ressort) Nachwuchswerbung) und Thomas-Ludwig Tent sowie Günter Fritz gewählt.
„Durch die Corona-Pandemie legt der Verbraucher mehr Wert auf Qualität. Das ist gut für die Branche. Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften steigt, denn die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln wächst ebenso. Doch leider fehlt der Nachwuchs. Das scheint derzeit die größte Aufgabe, neben Preissteigerungen in der Zukunft zu sein“, so Gerhard Brühl, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
Ohne Preissteigerung wird das Fleischer-Handwerk in Zukunft nicht auskommen. Fleisch wird teurer werden. Hans Christian Blumenau, betriebswirtschaftlicher Berater, vom Deutschen Fleischer-Verband e. V. referierte in einer Zusammenfassung über den regionalen Bezug, das Tierwohl, den digitalen Wandel, Fachkompetenz und Beratung im Fleischer-Handwerk.
Die Folgen des Mangels an Nachwuchs bekommen die Betriebe zu spüren. Die Auszubildendenzahlen für Bäckerinnen und Bäcker, Fleischerinnen und Fleischer sowie Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk lassen bereits seit Jahren keine eigenständigen Klassenbildungen mehr zu. Bisher wurde daher berufs- und jahrgangsübergreifend beschult. Das neue Zuweisungsmodell des Hessischen Kultusministeriums schließt eine solche Beschulung jedoch aus. Hinzu kommt, dass im kommenden Jahr umfangreiche Sanierungsarbeiten in den Lehrwerkstätten Bäckerei und der Fleischerei der Berufsschule notwendig wären.
Daher hat sich die Berufsschule schweren Herzens entschlossen, die Beschulung für die Ausbildungsberufe Fleischerinnen und Fleischer sowie Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk zum kommenden Schuljahr aufzugeben. Eine Genehmigung des Hessischen Kultusministeriums, des Staatlichen Schulamtes und des Schulträgers liegt vor.
Was die Entscheidung für Auswirkungen hat, schilderte Selina Sophie Malkeev von der Fleischerei Knorr in Korbach. Selina ist 16 Jahre alt, im 1. Ausbildungsjahr zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk und besucht den Zusatzunterricht an der Berufsschule, um auch den Realschulabschluss nachzuholen. Sie fühlt sich vonseiten der Berufsschule in Korbach im Stich gelassen und befürchtet aufgrund der längeren Anfahrtswege zu einer anderen Berufsschule, Nachteile während der Ausbildung zu bekommen.
Jürgen Tent betont, „das Fleischer-Handwerk muss in der Region erhalten bleiben. Dazu müssen mehr junge Leute für das Handwerk begeistert werden. Das schaffen wir nur, wenn wir die Bedürfnisse der jungen Leute berücksichtigen. Wir brauchen Ausbildungsbetriebe, die mit der Zeit gehen und das möchten wir als Innung unterstützen. In den Zeiten, wo die Anforderungen immer größer werden, sind wir als Innung gefragt und müssen noch stärker in Kooperationen treten.“
Foto: Unser Foto zeigt den neugewählten Vorstand der Fleischer-Innung mit Obermeister Jürgen Tent (4. v. l., vordere Reihe) und dem Betriebsberater Hans Christian Blumenau (2.v. l., vordere Reihe) vom Deutschen Fleischer-Verband e. V.