Mit 20 Jahren zur Meisterin im Maler- und Lackiererhandwerk
Vom Jobday zur Meisterin - Ein Interview
Celine Luckey (Bad Arolsen), 21 Jahre, Meisterin im Maler- und Lackiererhandwerk
Frage 1: Celine, wie und wann bist du auf den Beruf Maler und Lackierer aufmerksam geworden?
Als ich drei Jahre alt war, haben meine Eltern unser Haus gebaut. Ich war oft dabei, habe mitgeholfen und gespannt zugeschaut. Später war ich mit meiner Mama auf dem Jobday in Korbach, wo wir uns am Stand der Firma Göbel - Maler- und Lackiererbetrieb in Twistetal-Elleringhausen - informiert haben. In der Realschule gab es dann ein Berufsorientierungsseminar, bei dem ich zwei Tage bei der Firma Göbel als Malerin und Lackiererin schnuppern durfte.
Frage 2: War das Interesse an der Kunst auch ein Grund für deine Berufswahl?
Ja, definitiv. Ich habe schon immer gerne gemalt und gebastelt. Kunstunterricht in der Schule hat mir viel Spaß gemacht und seit einigen Jahren male ich auch auf Leinwand. Das kreative Arbeiten im Handwerk hat mich schon immer fasziniert.
Frage 3: Liegt das Handwerk in deiner Familie?
Ja, handwerkliches Geschick liegt bei uns in den Genen. Mein Papa ist gelernter Elektriker und mein Opa war Tischlermeister mit eigener Werkstatt. Allerdings war meine Oma anfangs skeptisch, ob das Handwerk für eine Frau das Richtige ist.
Frage 4: Wann hast du dich für die Ausbildung beworben und warum bei der Firma Göbel?
Ich habe mich im November beworben und wurde im Dezember zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wo ich direkt eine Zusage bekam. Die Firma Göbel hat hier im Landkreis Waldeck-Frankenberg einen guten Ruf und gilt als hervorragender Arbeitgeber.
Frage 5: Wie lange dauert die Ausbildung und welche Möglichkeiten gibt es zur Verkürzung?
Die Ausbildung dauert normalerweise drei Jahre. Mit einem Realschulabschluss kann man bis zu einem halben Jahr auf 2,5 Jahre verkürzen, mit Abitur sogar bis zu einem Jahr auf zwei Jahre. Ich habe aufgrund meines Realschulabschlusses die Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzt.
Frage 6: Warum hast du dich für eine verkürzte Ausbildung entschieden?
Der Schulunterricht fiel mir leicht und auch die Arbeit ging mir gut von der Hand. Daher habe ich die Gelegenheit genutzt, das letzte halbe Jahr vorzuziehen und die Gesellenprüfung nach 2,5 Jahren abzulegen. Ich habe die Gesellenprüfung im Januar 2022 bestanden.
Frage 7: Was hast du nach der Gesellenprüfung gemacht?
Ich wollte direkt mit dem Meistertitel weitermachen, aber die Klasse war bereits voll. Deshalb habe ich mich für den nächstmöglichen Termin angemeldet und bis dahin weiter bei der Firma Göbel gearbeitet. Im September 2022 begann ich die Meisterschule und erhielt meinen Meistertitel im August 2023.
Frage 8: Was waren deine Ambitionen, den Meister zu machen?
Ich wollte mich weiterbilden, um höhere Karrierechancen zu haben, die Möglichkeit zu haben, mich selbstständig zu machen und Azubis zu unterrichten. Der Meistertitel eröffnet viele Möglichkeiten, auch ein Studium wäre damit denkbar.
Frage 9: Haben dich deine Eltern bei deiner Berufswahl unterstützt?
Ja, besonders meine Mama hat mich regelmäßig gefragt, ob es mir noch Spaß macht und ob es die richtige Entscheidung war. Ihre Unterstützung war für mich sehr wichtig. Meine Mama fand meinen Ausbildungswunsch von Anfang an gut. Wichtig war ihr, dass es mir Spaß macht und ich jeden Tag mit Freude an die Arbeit gehe.
Frage 10: Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?
Die Gestaltung von Räumen und die individuelle Kreativität, die man einbringen kann. Außerdem schätze ich die Zusammenarbeit mit tollen Kolleginnen und Kollegen und netten Kunden.
Frage 11: War die Ausbildung manchmal schwierig und gab es Unterstützung?
Die Ausbildung fiel mir leicht, sowohl in der Schule als auch in der Praxis. Mit meinem Realschulabschluss war ich gut aufgestellt. Die Anforderungen und Erwartungen an den Ausbildungsberuf zum/r Maler- und Lackierer/in sind gestiegen. Wichtig ist, in Mathe gut zu sein und die Grundlagen zu kennen. Denn Flächen- und Volumenberechnungen für die Bestimmung von Materialmengen und Farbbedarf sind in dem Beruf wichtig.
Klar sollte man körperlich fit sein, denn es gibt anstrengendere Tage, aber man hat immer Kolleginnen und Kollegen, die einem helfen können. Der Beruf ist nicht immer körperlich schwer, aber erfordert natürlich mehr Einsatz als ein Bürojob.
Frage 12: Welche Tipps hast du für junge Menschen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk interessieren?
Macht ein Praktikum, um den Arbeitsalltag kennenzulernen. Bewerbt euch und startet eine Ausbildung im Handwerk. Das ist schon toll, seine eigenen vier Wände selbst zu renovieren und zu gestalten und es spart Geld. Mit den Fähigkeiten, die ihr in der Ausbildung lernt, könnt ihr später viele Dinge selbst erledigen.
Frage 13: Wie siehst du die Zukunft des Handwerks in Deutschland?
Es ist wichtig, dass Jugendliche Interesse und Spaß an der Arbeit haben. Die Anforderungen sind gestiegen, und echte Fachkräfte werden immer gebraucht. Es muss mehr Aufklärung darüber geben, dass eine Ausbildung genauso wichtig ist wie ein Studium.
Frage 14: Würdest du den Weg der Ausbildung und des Meisters wieder gehen?
Ja, definitiv. Alles, was man lernt, sich selbst beibringt und alles, was zur eigenen Weiterentwicklung beiträgt, kann nur gut sein. Ich bringe Qualität ins Handwerk und bin stolz darauf, was ich bisher erreicht habe. Hinzu kommt, dass der Meistertitel Bachelor Professional mittlerweile voll gefördert wird.
Frage 15: Wie sieht dein Arbeitsalltag als Gesellin bzw. Meisterin aus?
Derzeit arbeite ich noch als Gesellin, da ich zunächst weitere Berufserfahrung sammeln möchte. Meine Aufgaben sind sehr vielseitig: Von einem frischen Anstrich über das Verlegen neuer Böden bis hin zur Gestaltung von Innenräumen oder Fassaden – je nach Kundenauftrag gestalte ich Räume und Gebäude neu.
Die Arbeit ist abwechslungsreich und bereitet mir große Freude. Sobald ein neuer Auftrag eingeht, bespreche ich diesen detailliert mit dem Kunden vor Ort, um alle Wünsche und Anforderungen genau zu verstehen. Im Anschluss kalkuliere ich den Materialbedarf und bestelle die benötigten Materialien. Danach folgt die Umsetzung, bei der ich beispielsweise Fußböden, Wände, Decken in Küchen-, Wohn- und Essbereichen sowie Treppenhäuser bearbeite.
Besonders das Verlegen von Fußböden erfordert umfassendes Fachwissen und Erfahrung, da der Untergrund sorgfältig geprüft werden muss. Einige Bodenbeläge tolerieren nur minimale Unebenheiten, während andere mehr Spielraum bieten. Auch Aspekte wie die Restfeuchte des Estrichs müssen gemessen und der Untergrund auf Trockenheit, Sauberkeit, Tragfähigkeit und Rissfreiheit geprüft werden.
Nach Abschluss der Arbeiten erfolgt die Abnahme durch den Kunden, der sein Feedback gibt. Falls erforderlich, nehme ich anschließend noch Nachbesserungen vor.
Frage 16: Hast du den Traum, eines Tages einen eigenen Betrieb zu führen?
Derzeit habe ich diesen Plan noch nicht. Ich bin noch jung und möchte mir die Zeit nehmen, um mehr Berufserfahrung zu sammeln. Als Meisterin wäre ich verantwortlich für die Planung von Betriebsabläufen und Personalbedarf, die Bearbeitung von Ausschreibungsunterlagen, die Kalkulation von Angeboten sowie die Erstellung von Kostenvoranschlägen und Auftragsabrechnungen.
Dennoch ist es ein großer Vorteil, den Meistertitel zu besitzen. Damit habe ich in Zukunft die Möglichkeit, entweder als Meisterin tätig zu sein oder mich selbstständig zu machen.
Frage 17: Wie stellst du dir deine Zukunft im Beruf vor?
Ich plane, eine Familie zu gründen und träume davon, ein eigenes Haus zu besitzen, das ich nach meinen Vorstellungen umgestalten und renovieren kann. Zunächst möchte ich jedoch weiterhin in meinem Beruf tätig sein, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen, aber ich blicke optimistisch darauf.
Frage 18: Was machst du in deiner Freizeit?
Ich gehe zum Zumba, male, koche und backe gerne und kümmere mich um meine Pflanzen und um meinen Gemüsegarten. Lesen gehört auch zu meinen Hobbys.
Bild: Celine Luckey beim Beschichten einer Fassadenfläche mit Farbwalze und Pinsel, um einen atmungsaktiven Anstrich aufzutragen.