Gute Aussichten im Handwerk

Betriebe sehen Unsicherheiten, erwarten aber viele Aufträge

 
Waldeck-Frankenberg – Das Geschäftsklima im Handwerk entwickelt sich im Durchschnitt gut. Trotz Unsicherheiten in Gesellschaft und Wirtschaft blicken die Betriebe zuversichtlich nach vorne. Das erklärte Frank Dittmar, Präsident der Handwerkskammer Kassel, bei der Vorstellung des aktuellen Konjunkturberichtes beim Betrieb Müller Holzbau in Vöhl-Marienhagen.
 
Für die Umfrage sind in diesem Frühjahr 810 Betriebe aus Nord-, Ost- und Mittelhessen befragt worden. 260 von ihnen haben geantwortet. Die Ergebnisse hätten überrascht, berichtete Dittmar.
 
Die Einschränkungen durch Corona, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und Materialknappheit zählten in den vergangenen Monaten zu den größten Herausforderungen, die die Konjunktur teilweise ausgebremst hatten, sagte Frank Dittmar. Nun kämen weitere Indikatoren hinzu wie die Inflation, steigende Zinsen und Konsumzurückhaltung. Vor allem im Hochbau sei eine große Verunsicherung festzustellen. „Private Bauherren sind nahezu nicht mehr am Markt.“ Trotz alledem spürten die Betriebe, dass die Nachfrage nach ihren Leistungen leicht anziehe. „Das Handwerk ist positiv unterwegs. Die Leute investieren wieder.“
 
Diese Trends gelten für Waldeck-Frankenberg genauso wie für den gesamten Bezirk der Handwerkskammer, bestätigte Kreishandwerksmeister Ulrich Mütze. Ein „Sorgenkind“ sei auch hier das Nahrungsmittelhandwerk. Hohe Energiekosten, mehr Konkurrenz im Lebensmittelhandel und Kaufzurückhaltung machten es besonders den Fleischern und Bäckern schwer. Bis zum Sommer werden aus diesem Gewerk alleine in Waldeck-Frankenberg fünf Betriebe schließen, berichtete Kai Bremmer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Häufig finden die Inhaber keinen Nachfolger.
 
Das Thema Fachkräftemangel kennt Philipp Müller hingegen nicht. Der Inhaber von Holzbau Müller beschäftigt fünf Arbeitskräfte. Seit der Übernahme des Betriebes in Marienhagen von seinem Vater hat er vier Mitarbeiter eingestellt, davon drei gelernte Fachkräfte. Das zufriedenstellende Geschäftsklima spiegelt sich auch in seinem Betrieb wider. Bei Holzbau Müller ist die Auftragslage gut. Philipp Müller plant einen Firmenumbau mit energetischer Sanierung der eigenen Halle. Das ist es auch, was die Kunden stark nachfragen: Sie wollen nachhaltig aus- und umbauen.
 
Einblick in die Geschäftslage
 
Die Wirtschaftslage im Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen wird pro Quartal über eine Umfrage ermittelt. Die Ergebnisse sind laut Handwerkskammer (HWK) Kassel repräsentativ für alle Gewerke und Landkreise. So ist die aktuelle Lage laut Dr. Matthias Joseph (HWK) zwar etwas schlechter als vor einem Jahr, „aber mit sehr guten Erwartungen“. So wird das Geschäftsklima im Durchschnitt aktuell mit 109 Punkten angegeben. 2022 waren es 105 Punkte, 2021 100 Punkte.
 
 
Text und Bild von Stefanie Rösner (WLZ)
 
Bild: Das Handwerk blickt optimistisch nach vorne: hier bei Müller Holzbau in Vöhl-Marienhagen, (von links) Kai Bremmer, Ulrich Mütze, Handwerkskammer-Präsident Frank Dittmar und Handwerksmeister Philipp Müller.

Zurück