„Große Aufgaben für das Handwerk der Maler- und Lackierer-Innung“

Politik fordert 400.000 neue Wohnungen zu schaffen

 
Korbach. Die Politik fordert jährlich 400.000 neue Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen zu bauen. Das ist eine positive Meldung. Dagegen stehen der Fachkräftemangel, die Materialengpässe und die steigende Inflation.
 
Die Rahmenbedingungen für diese große Herausforderung zu schaffen, erfordert gemeinsame Kraftanstrengungen aller Akteure.
 
Obermeister Matthias Pfeil machte auf der Jahreshauptversammlung der Maler- und Lackierer-Innung klar, dass die Bauwirtschaft dafür passende Förderbedingungen und klare rechtliche Rahmenbedingungen brauche. „Wir brauchen hier nicht nur KfW-Förderungen zum energieeffizienten Sanieren, sondern auch Instrumente, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Mehr Digitalisierung bei der Planung sorgt zwar für eine höhere Geschwindigkeit bei der digitalen Bauantragsbearbeitung, aber nicht alle Betriebe haben den gleichen Digitalisierungslevel.“
 
Während in den letzten zwei Jahren die Auftragsbücher der Branche gut gefüllt waren, verzeichnen insbesondere Kleinstbetriebe mit bis zu vier Beschäftigten einen 25-prozentigen Rückgang in ihrem Auftragsvorlauf. Während Großbetriebe einen stärkeren Umsatzanteil mit Neubauprojekten generieren, sind kleine Maler- und Lackierbetriebe mit über 86 Prozent in Gebäudesanierungen tätig.
 
Und in diesem Bereich zeigen sich die Verbraucher - aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation sowie der drohenden Gefahr unbezahlbarer Investitionen in neue Gebäudetechnik - extrem zurückhaltend. Steigende Zinsen, hohe Inflationsraten und der Wegfall von geförderten Krediten für einzelne Sanierungsmaßnahmen erhöhen massiv die finanziellen Risiken, die mit Sanierungen verbunden sind. Auch hochkomplexe, langwierige Antragsprozesse für Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten von Sanierungsprojekten verstärken weiterhin die wirtschaftliche Unsicherheit bei den Verbrauchern.
 
Der Verbraucher ist verunsichert, dass Investitionen in Gebäudesanierungen, wie beispielsweise Fassadendämmungen zurückgehen. Die Maler- und Lackierbetriebe bekommen das heute schon zu spüren. Die absolute Grundvoraussetzung für den Einbau einer energieeffizienten Heizanlage sollte ein energetisch saniertes Gebäude sein. Sonst geht zukünftig anstelle von fossil erzeugter eben klimafreundlichere Heizwärme über Außenwände und Dächer verloren. Das kann für eine erfolgreiche Energiewende nicht zielführend sein.
 
„In einer effizienten Gebäudesanierung liegt deshalb auch das größte Einsparpotential. Über die Gebäudehülle (Außenwand, Dach) gehen je ca. 30 Prozent der Wärme verloren, gefolgt von alten Fenstern mit etwa 20 Prozent. Deshalb ist die Sanierung der Anlagentechnik ökologisch und ökonomisch erst dann sinnvoll, wenn die Gebäudehülle energetisch optimiert und der Energiebedarf dadurch bereits maßgeblich und dauerhaft gesenkt wurde. Ohne die fast 40.000 Maler- und Lackierbetriebe in Deutschland mit ihrer Kompetenz in der Wärmedämmung ist eine "Wärmewende" nicht zu schaffen“, so Obermeister Matthias Pfeil.
 
Obermeister Pfeil appelliert an die Mitglieder, sich zukünftig mehr für den Nachwuchs einzusetzen. Wir brauchen mehr Weiterbildungs- und Prüfungsvorbereitungsdurchführungen für unsere Azubis, damit sie den Anforderungen für die Zukunft gerecht werden und den Spaß an der Arbeit nicht verlieren. Gleichzeitig wirbt Matthias Pfeil für die Mitarbeit im Prüfungsausschuss. Die Messebeteiligung bei den Ausbildungsmessen muss ebenfalls mehr wahrgenommen werden. Wir müssen in Schulen gehen und uns um den Nachwuchs kümmern“, so Obermeister Pfeil.
 
Die Sto-Stiftung und der Bundesverband Farbe Gestaltung haben das Schulfarbenset in der beruflichen und schulischen Aus- und Weiterbildung neu aufgelegt.
 
Das Set ist für den Einsatz in der beruflichen und schulischen Aus- und Weiterbildung konzipiert und eignet sich zur Vermittlung der Farbenlehre.
 
Weiterhin ist die Anschaffung eines Lackiersimulators geplant. Zukünftig Lackierarbeiten ressourcenschonend erlernen können, nämlich mittels VR-Brille und einer virtuellen Spritzpistole?
 
„Das wäre für die Auszubildenden ein völlig neuer Weg, reale Spritzlackierungen zu simulieren. Für die Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) eine absolute Bereicherung, um den richtigen Anstrich virtuell zu üben“, so Kai Bremmer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
 
"Positive Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auf ein massives Fachkräfteproblem zusteuern. Deshalb ist es unerlässlich, mehr Jugendliche für die duale Berufsbildung zu gewinnen, die durch ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität sowie Exzellenz attraktiver werden muss. Dafür braucht es unter anderem mehr gesellschaftliche Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie integriert-durchgängige Aus- und Weiterbildungsberufe, die einen Karriereweg angefangen von der Ausbildung bis in die Selbständigkeit hinein ermöglichen. Wir hoffen, mit so einer Anschaffung, die Ausbildung cooler zu gestalten und mehr Nachwuchs gewinnen zu können“, betont Kai Bremmer.
 
„Im Maler- und Lackiererhandwerk stehen die Chancen auf eine Karriere als Führungskraft, Nachfolgerin oder Nachfolger bzw. bei der Existenzgründung so gut wie noch nie! Tausende Handwerksbetriebe sollen in den nächsten Jahren übergeben werden oder suchen jetzt schon Hände ringend Meisterinnen und Meister, die in einem bestehenden Malerbetrieb nachfolgen! Nur wenn wir weiterhin beharrlich und gut ausbilden, können wir die Fachkräfte- und Nachfolgelücke verringern“, wirbt Obermeister Pfeil.
 
 
Bild v.l.
Für jahrzehntelange Verdienste im Handwerk ehrte die Maler- und Lackier-Innung gleich drei Mitglieder. Bernd Saure (Korbach-Goldhausen) wurde aufgrund seiner über 10-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit im Innungsvorstand zum Ehrenmeister ernannt. Weitere Urkunden erhielten Kerstin Rath (Twistetal-Twiste) zum 25-jährigen Meisterjubiläum und Stefan Sude (Korbach) zum 25-jährigen Betriebsjubiläum. Obermeister Matthias Pfeil (links) überreichte die Urkunden.

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