Für Klimaschutz kann man auf die Straße gehen

Und ins Handwerk.

 
Was macht man eigentlich als Anlagenmechanikerin / Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik?
 
Als Anlagenmechanikerin oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist man ein Allroundtalent: Man sorgt dafür, dass alles fließt und läuft, ist außerdem Ansprechpartnerin bzw. Ansprechpartner für Nachhaltigkeits- und Energiesparfragen in allen Bereichen der Haustechnik. Von einfachen Anschlüssen bis zu großen Versorgungsanlagen.
 
Maximilian Hecker, 18 Jahre aus dem Edertal, ist einer von denen, die den Beruf gewählt haben. Er befindet sich im 3. Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei Firma Landskron.
 
Maximilian, wie bist du zu deinem Ausbildungsberuf gekommen?

„Ich habe meinem jetzigen Chef André Landskron beim Einbau einer Heizungsanlage in unserem Elternhaus über die Schulter geschaut und mitgeholfen. Anschließend bot er mir erst einen Praktikumsplatz und nach dem Praktikum einen Ausbildungsplatz an.“
 
Was gefällt dir an deiner Arbeit?
 
„Ob große Heizungs-, Klima- oder Lüftungsanlagen, moderne Bäder oder umweltschützende Solaranlagen – diese werden von uns zusammengestellt und auf Baustellen in Alt- oder Neubauten eingebaut.
Als Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik statten wir Privathaushalte und Betriebe mit Wasseranschlüssen, Heizungen und Sanitäranlagen aus und betreuen sie.
 
Die Ausbildung ist sehr abwechslungsreich und zukunftsorientiert. Wir haben auch regelmäßig mit hochmodernen Systemen zu tun, bei denen es um Umweltschutz und Energieeinsparung geht. Hier ist sehr viel Fachwissen gefragt.
Spaß macht es besonders, Kunden vor Ort zu beraten. Es sind oft auch ganz individuelle Lösungen gefragt, gerade was Altbauten betrifft. Zum Beispiel die Kernsanierung von Fachwerkhäusern. Bei den Neubauten von heute sind viele Standards bereits vorgegeben, bei den Altbauten muss man gemeinsam mit Kunden nach Lösungen suchen.
 
Die schönsten Momente sind für mich, wenn wir Bäder im Rohzustand sehen und wenn diese dann nach ein paar Tagen fertiggestellt sind. Das Erlebnis, Kunden zufrieden zu sehen, ist schon eine feine Sache. Gerade, wenn es um den Einbau neuer Heizungsanlagen geht. Denn nichts ist wichtiger, wenn das Wasser fließt und läuft und es warm ist.“
 
Welche Voraussetzungen sollte man als Azubi für diesen Beruf mitbringen?
 
„Was ich jedem nur raten kann, ist ein Praktikum in dem gewünschten Handwerksberuf zu machen und das Praktikum auch in dem Betrieb, wo man anfangen möchte. Viele haben eine falsche Vorstellung vom Handwerk. Es ist absolut kein Job in einem warmen Büro. Bei uns auf der Baustelle ist es mitunter witterungsabhängig, da wir auch Solaranlagen installieren und somit vom Kellergeschoss bis zur Dachspitze unterwegs sind.

Ich will auch nichts beschönigen. Es gibt Tage, wo die Arbeiten bescheidener ausfallen. Beispielsweise, wenn es um Stemmarbeiten im Altbau geht. Das Einstemmen von Leitungen im Altbau ist harte Arbeit. Denn hier sind die Wände meist dicker als im Neubau. Ich kann aber behaupten, dass die schöneren Tätigkeiten in meinem Handwerksberuf überwiegen.

Weiterhin sollte man sorgfältig arbeiten können, denn das ist mitunter lebensnotwendig. Teamarbeit ist wichtig und ohne diese geht es auf der Baustelle nun mal nicht. Ach ja und man muss sich nach Vorschriften richten und mit englischsprachigen Unterlagen umgehen können.
 
Es kommt nicht allein auf die Noten an. Priorität hat, dass man eine gewisse Begeisterung für das Handwerk mitbringt und Interesse für die digitalisierte Arbeitswelt von Morgen hat.“
 
Wie lange musst du lernen und was möchtest du nach deiner Ausbildung machen?
 
„Die Ausbildungsdauer beträgt 3,5 Jahre.
Nach dem Abschluss der Ausbildung möchte ich als Geselle in meinem Ausbildungsbetrieb bleiben und Berufserfahrung sammeln.
In ein paar Jahren möchte ich auf jeden Fall höher hinaus und meinen Meister im Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk machen.

Mein Ziel ist es, einen Beitrag für die Umwelt mit meinem Handwerksberuf zu leisten.
Hier stehen einem auch viele Möglichkeiten der Weiterbildung offen, wie Fortbildung zum/zur SHK-Kundendiensttechniker/-in, zur SHK-Fachkraft für Trinkwasserhygiene, SHK-Fachkraft für Klima und Wärmepumpenanlagen und vieles mehr.

Kurzum, ich will nicht nur über Klimaschutz reden, sondern auch etwas dafür tun. Es ist schön, dass das in meinem Beruf geht.“ Ganz nach dem Handwerksmotto: „Für Klimaschutz kann man auf die Straße gehen. Und ins Handwerk.“
 
Wie sieht es bei dir zu Hause aus, lebst du klimafreundlich?

„Ja auf jeden Fall. Wir daheim haben uns vor einiger Zeit „Hybrid“ aufgestellt. Das beinhaltet eine Pelletheizung und Luftwärmepumpe. Die Vorteile sind, die Luftwärmepumpe benutzen wir bei gemäßigten Außentemperaturen und die Pelletheizung bei hohem Wärmebedarf. Unsere Solarstromanlagen sorgen für thermische Energie, die wir im Haus zusätzlich nutzen. Während die Solarthermie kostenfreie Strahlungsenergie direkt in Wärme für einen Warmwasserspeicher umwandelt, erzeugt die Photovoltaik Strom.
Wichtig ist für mich, Kunden aus eigenen Erfahrungen zu beraten. Hauseigentümer müssen wissen, wie sie ihre Gebäude am besten klimafreundlich und hygienebewusst planen, bauen oder umbauen lassen können.“
 
Hast du ein besonderes Erlebnis bei einem Kunden gehabt, woran du dich gern erinnerst?

„Das kann ich mit einem klaren `Ja` beantworten. Der Beruf ist einfach der richtige für mich. Mein Vater ist selbst Handwerker und da habe ich schon einiges mit auf den Weg bekommen. Ich bin somit handwerklich vorbelastet und das Interesse ist einfach da. Mir macht es Spaß, mich jeden Tag, neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen. Hinzu kommt, dass es in der Firma sehr familiär zugeht. Wir sind ein sehr gutes Team, worauf meine Chefs auch nach der Arbeit sehr viel Wert legen.

Ein schönes Erlebnis hatte ich im Oktober 2021. Wir hatten den Auftrag, in einem Haushalt einen Pelletkessel zu installieren. Das war aber schon zu der Zeit, als das Material knapp wurde und die Heizung sollte bis zum Wochenende laufen. Wir machten dem Kunden keine Hoffnung mehr, das bis zum Wochenende hinzubekommen. Doch wir setzten alle Hebel in Bewegung und die Anlage lief termingerecht. Der Kunde war überglücklich und hatte uns zum Döneressen eingeladen.“
 
Abschließende Frage, was machst du in deiner Freizeit?

„Mein Hobby ist die Landwirtschaft. Wir betreiben zu Hause Landwirtschaft zur Eigennutzung. Kühe, Geflügel und ein paar Schweine.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind gerade die Mega-Themen in unserer Gesellschaft. Auch in unserer Landwirtschaft stellen wir uns der Problematik.“
 
„In der Zukunft sind viele Talente im Sanitär-Handwerk gefragt. Wir sind froh, dass wir einige davon in unseren Reihen haben. Klar ist uns, dass wir als Unternehmen viel dazu beitragen müssen, den jungen Leuten die Ausbildung im Handwerk attraktiv zu gestalten. Leichter würde es uns fallen, interessierte Auszubildende zu finden, wenn wir gemeinsam mit Eltern und Schule die Vorarbeit dazu leisten könnten, denn die Energiewende bedingt auf viele Jahre hin einen hohen Handlungsbedarf in der Heizungsmodernisierung. Die Trinkwassersicherheit ist und wird ein Dauerthema“,
so Firmeninhaber und Ausbilder André Landskron, der sich auch im Vorstand der Fachinnung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Waldeck-Frankenberg engagiert.
 
„Klimaschutz und Energiewende sind wichtiger denn je, das zeigt die aktuelle Situation am Energiemarkt. Ohne das SHK-Handwerk ist die Umsetzung der Energiewende nicht möglich. Das Handwerk ist für unsere Zukunft unverzichtbar. Jugendliche haben im Handwerk alle Möglichkeiten. Denn das Handwerk hat über 130 Ausbildungsberufe zu bieten - von der Energie über Klima, von der Mobilität bis zur Digitalisierung“, stellt Obermeister der SHK-Innung Guido Kalbe heraus.
 
Informationen zu den Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk erhält man bei der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg, Christian-Paul-Str. 5, 34497 Korbach, Tel.: (05631) 9535100. Eine Übersicht über alle Berufe im Handwerk bekommt man unter https://www.handwerk.de/.
 
Foto:
Maximilian Hecker in der Werkstatt beim Schrauben eines Überganges in einen Absteller.

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