Ausbildung und Zukunft des Kfz-Handwerks

Goldene Meister für 50 Jahre meisterliches Können geehrt

 
Waldeck-Sachsenhausen. Bei der Versammlung der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes im Landgasthof Kleppe in Waldeck-Sachsenhausen drehte sich alles um das Thema Ausbildung und Zukunft des Kfz-Handwerks.
Die Folgen des Ukraine-Kriegs, hohe Energiekosten, die steigende Inflation und der Klimawandel – es war ein bewegtes vergangenes Jahr.
 
„Das hessische Kfz-Gewerbe hat das krisenbelastete Jahr 2022 überraschend stabil überstanden. Das lag vor allem an einem starken Hochlauf der E-Mobilität und mit einer auf 3,1 Prozent gestiegenen Umsatzrendite. Schwarze Zahlen ja, aber quantitativ war es ein schwaches Autojahr“, so Obermeister Fritz Faupel.
 
Die Mitgliederzahlen bleiben konstant. Insgesamt umfasst die Innung 103 Mitglieder. 37 Auszubildende absolvierten ihre Abschlussprüfung Sommer 2023. Hier liegt die Innung bei einem guten Ausbildungsdurchschnitt der vergangenen 3 Jahre.
 
Seit 2021 werden die schriftlichen Gesellenprüfungen im Kfz-Mechatroniker-Handwerk hessenweit nur noch Online durchgeführt.
Die elektronische Prüfung bringt neue Aufgabenformate, eine einfachere Auswertung sowie eine höhere Prüfqualität. Durch die Einführung von Schwierigkeitsgraden sind die Antworten der Prüflinge besser vergleichbar.
„Die Azubis müssen auch während ihrer Ausbildung digital abgeholt werden, denn da sind sie ja tagtäglich zu Hause“, betont Obermeister Faupel.
 
Thomas Schmidt, Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses, wies daraufhin, dass die derzeitige Durchführung der Prüfungen mit erheblichem Aufwand verbunden sind und der zeitliche Aufwand nicht zu unterschätzen ist: „Da kommt uns die in Zukunft deutlich schnellere Auswertung der Antworten sehr entgegen. Darüber hinaus können die Prüfungsergebnisse und die -statistik fast vollständig über das System verarbeitet werden. Falls nötig, kann der jeweilige Prüfungsausschuss kontrollierend eingreifen. Die Online-Prüfung ist nur einer von mehreren Bausteinen bei der Digitalisierung der Ausbildung. Erst durch eine enge Verzahnung mit E-Learning-Angeboten, der Prüfungsvorbereitung und dem Online-Berichtsheft erschließt sich der gesamte Lernvorteil für die Auszubildenden.“
 
„Wir möchten schließlich, mit einer attraktiven und zeitgemäßen Ausbildung, Jugendliche für den Einstieg in das Kfz-Gewerbe begeistern“, wirbt Faupel für das Handwerk.
 
Zum Thema „Digitales Berichtsheft“ gab es einen Vortrag von autoFACHMANN digital. Das digitale Berichtsheft für Kfz-Mechatroniker bietet Auszubildenden und ihren Ausbildern die Möglichkeit, das Berichtsheft online zu führen. Die Ausbildungsnachweise werden so online ausgefüllt. Weiterhin können die Prozesse beim Ausfüllen der Ausbildungsnachweise für Azubis sowie bei der Kontrolle der Ausbildungsnachweise für Ausbilder erheblich vereinfacht werden. Ebenso für Berufsschullehrer. Mitglieder der Prüfungsausschüsse im Kfz-Gewerbe haben ebenfalls Zugriff auf das digitale Berichtsheft und können so die Ausbildungsnachweise für die Prüfungszulassung freigeben.
 
„Das Thema Ausbildung müssen wir zukunftsnah angehen, um den Standtort für die Ausbildung des Kfz-Handwerks vor allem als Berufsschulstandort zu halten. Noch haben wir genügend Auszubildende im Kfz-Handwerk. Doch wie sieht es in Zukunft aus? Wir sollten auch die vielen Schülerinnen und Schülern in der Berufsvorbereitung und bei Probe berücksichtigen, die geeignete Ausbildungsplätze benötigen -  warum nicht im Kfz-Handwerk. Dafür brauchen wir aber Angebote für Praktika in Betrieben. Die Jugend muss sich ausprobieren können“, appelliert Fritz Faupel.
 
Obermeister Faupel führt weiter aus: „Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf. Die Chinesen und Asiaten dringen auch immer weiter in die europäischen Märkte ein. Das sollte man ernst nehmen. Das wird der Stresstest für die Autoindustrie – vielleicht noch nicht in diesem und nächstem Jahr, aber spätestens 2025.

Es droht eine schleichende Deindustrialisierung, die nicht einmal schleichend ist. Deutschland schneidet bei den Standortfaktoren in den Bereichen Energiekosten, behördlichen Auflagen, Steuerbelastung und Bildungsqualität der Berufsanfänger schlechter ab als andere Länder.

Hier ist die Politik gefragt, wenn Deutschland seinen Wohlstand behalten will. Doch die Gefahr lauert, dass Menschen, die ihren Wohlstand enden sehen, dazu neigen, populistische Parteien zu wählen. Das würde das Ende unserer politischen Stabilität bedeuten. Fazit - unser letzter Standortvorteil wäre auch noch dahin. “
 
Die Goldenden Meister Erhard Dehnert (Edertal), Jürgen Neussel (Battenberg) und Gerhard Röß (Burgwald) wurden für ihre 50 Jahre meisterliches Können auf der Jahreshauptversammlung geehrt.
 
Fritz Faupel ist stolz in der Kfz-Innung Waldeck-Frankenberg so erfahrene Meister zu haben, die ihre Erfahrungen zum Ausbilden und somit den Grundstock für den Fortbestand des Kfz-Handwerks viele Jahre gelegt haben. „Ihr habt Euch nicht nur in der Ausbildung der jungen Generation verdient gemacht, sondern stets Verantwortung für Euren Betrieb und Eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen. Das Wissen, das Ihr Jahrzehnte an die Jugend und Eure Mitarbeiter weitergegeben habt, ist Gold wert. Herzlichen Dank!“
 
 
Bild: stv. Obermeister Frank Maurer, Jubilare Erhard Dehnert (Edertal), Jürgen Neussel (Battenberg), Gerhard Röß (Burgwald), Obermeister Fritz Faupel und Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Kai Bremmer.

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