Wir machen Lust auf Handwerk!

Leidenschaft für Holz in fünfter Generation

Marcel Behlen, Bruder Fabian, der in Bonn Geschichte studiert und seine Schwester Alina sind die fünfte Generation im Familienunternehmen der Schreinerei Ludwig u. Friedrich Behlen GbR in Welleringhausen. Welleringhausen ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Willingen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Idyllisch gelegen mit 85 Einwohnern.

Angefangen hat bei Marcel alles ganz anders. Sein Traum waren schon immer Autos. Nach seinem Realschulabschluss in Willingen begann er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Danach wechselte er noch zweimal bis er sich anschließend entschloss, den heimischen Betrieb zu unterstützen. Er begann eine Umschulung zum Tischler, die er nach zwei Jahren Ende Juni erfolgreich abschloss.

Seine Schwester Alina hingegen wusste schon während ihres Abiturs, dass sie im elterlichen Betrieb arbeiten möchte. Nach ihrem einjährigen Berufsgrundschuljahr, das es damals noch gab, machte sie eine Lehre in Bad Arolsen zur Tischlerin. Ihr Gesellenstück „Schminga“ ist ein Stehschminktisch in Anlehnung an das Geschicklichkeitsspiel Jenga. Mit diesem Stück schaffte es Alina beim jährlichen Wettbewerb der Tischler-Innung „Gute Form“ auf Kreisebene auf den 1. Platz und nahm anschließend am Landesentscheid in Wiesbaden teil.

Vorurteile während der Ausbildungszeit und im elterlichen Betrieb sind Alina als Frau in einem bisher noch typischen Männerberuf nicht begegnet. Das liegt sicherlich daran, dass Alina (25 Jahre) sehr selbstbewusst und souverän ist. Sie weiß, was sie will.

Was macht ein Tischler eigentlich? Egal ob als Tischler im nördlichen oder als Schreiner im südlichen Deutschland. Schreiner oder Tischler - das sind zwei Begriffe für denselben Beruf. Die Aufgaben sind den natürlichen Werkstoff Holz liebevoll und mit vielen Details in Form zu bringen. Daneben verarbeitet ein Tischler auch spezielle Holzwerkstoffe, Kunststoffe, Glas, Metall und Stein. Auch die Beleuchtung spielt eine maßgebende Rolle. So vielfältig wie die Materialien sind auch die Produkte, die als Tischler hergestellt werden.

Die Schreinerei Behlen gestaltet seit Jahrzehnten Theken, Türen, Hotel- und Gaststätten- / Empfangseinrichtungen und vieles mehr. Es gibt fast nichts, was man als Tischler nicht selbst entwerfen und umsetzen kann. Dabei arbeitet der Familienbetrieb auch mit computergesteuerten Maschinen und CAD-Programmen. Das bedeutet aber nicht, dass die handwerkliche Arbeit zu kurz kommt. Im Unternehmen wird viel Wert auf individuelle Kundenwünsche gelegt. Dabei kann sich jeder mit seiner eigenen Kreativität voll ins Zeug legen. Trotz Digitalisierung ist der Kundenkontakt bei Familie Behlen das A und O. Sie wohnen schließlich auf dem Dorf und da kommt es schon einmal vor, dass man die Rechnung persönlich beim Kunden vorbeibringt und sich für den Auftrag bedankt.

Vater Friedrich hat sogar ein Restaurationszertifikat für die Erhaltung historischer Bausubstanzen. Somit erhalten und verschönern sie auch Denkmäler und Kirchen. Opa Ludwig Behlen ist das Urgestein und mit seinen 89 Jahren noch immer dem Handwerk und der Handwerksorganisation verbunden.

Was Alina und Marcel im elterlichen Betrieb vorhaben? Alina möchte den Fokus auf Unternehmensführung und Betriebswirtschaft legen ohne ihre handwerklichen Fähigkeiten aus den Augen zu verlieren. Den Betriebswirt des Handwerks möchte Alina noch machen. Ihre Mutter Christine steht ihr hier tatkräftig zur Seite. Denn auch sie hat nach ihrem Friseurmeister, den sie bereits mit 21 Jahren abschloss, den Betriebswirt des Handwerks im Jahr 1993 erworben, um Teil des Familienunternehmens zu werden. Ohne Weiterbildung läuft es im Handwerk nicht.

Marcel (29 Jahre) hingegen hat im Juli den Meisterkurs in Vollzeit begonnen. Der Meister wird über das Aufstiegs-BAföG (ehemals Meister-BAföG) gefördert. Den möchte er im Mai 2021 abgeschlossen haben, um danach im elterlichen Betrieb mitzuwirken. So sind die Aufgaben zukünftig gut verteilt.

Die Frage an Alina und Marcel, was das Besondere an ihrem Beruf ist?

Alina schwärmt vom Naturprodukt Holz, Ideen und Fantasien freien Lauf zu lassen und das Gefühl etwas Sinnvolles mit den eigenen Händen zu erschaffen. Es ist ein tolles Gefühl am Ende des Tages zu sehen, was man vollbracht hat. Das fertige Produkt hat einen bleibenden Wert und erfüllt einen mit Stolz. Wenn der Kunde dann noch zufrieden ist und lächelt, dann gibt es nichts Schöneres.

Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, arbeitete Marcel für weitere zweieinhalb Jahre als Geselle, bevor er für weitere drei Jahre in die Industrie wechselte. Durch diese Erfahrungen weiß er das Tischlerhandwerk vor allem in seiner Vielfalt sehr zu schätzen. Kein Tag gleicht dem anderen und man weiß oft nie genau was der Tag für Aufgaben zu bieten hat, was den Beruf sehr attraktiv macht.

Hast du Lust auf Handwerk?

Insgesamt 50 Auszubildende hat das Familienunternehmen seit 1957 ausgebildet. Davon waren es 4 Tischlerinnen. Familie Behlen ist stolz auf jeden einzelnen im Team. Ohne die langjährige Erfahrung der Meister und Gesellen im Unternehmen wäre die Familientradition so nicht möglich.

Fragen rund um die Ausbildung zur Tischlerin / zum Tischler oder zur Meisterin / zum Meister im Handwerk gibt es bei der Kreishandwerkerschaft Waldeck-Frankenberg, Christian-Paul-Str. 5 in Korbach, Telefon: 05631 9535-100.

Zurück